Colditz/Grimma. Das Thema Reaktivierung der Muldentalbahn nimmt weiter an Fahrt auf. Nach einem Treffen der beiden Stadtoberhäupter von Colditz und Rochlitz mit Stadträten der beiden Mulde-Kommunen (LVZ berichtete), lud nun auch der Landrat des Landkreises Leipzig, Henry Graichen (CDU), zu einem ersten Lenkungsgruppentreffen ein, an dem neben Vertretern der Städte Rochlitz, Colditz und Geithain sowie der beiden Landkreise Leipzig und Mittelsachsen auch solche des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig und der sächsischen Staatsregierung teilnahmen. „Alle Akteure haben sich dazu bekannt, dass das Vorhaben der Reaktivierung der Muldentalbahn ein wichtiges ist, welches unbedingt vorangebracht werden muss“, fasst der Colditzer Bürgermeister Robert Zillmann (parteilos) das Treffen zusammen.
Man habe sich darauf verständigt, in einem nächsten Schritt ein betrieblich-technisches Konzept erarbeiten zu lassen, auf dessen Grundlage die Investitionskosten detailliert erfasst und der Verkehr auf der Strecke simuliert werden könne. „Im Ergebnis dessen soll die Entscheidung zur Ausschreibung des Verkehrs für die nächste Vergabephase 2025 bis 2037 stehen“, so Zillmann, demzufolge sich die Kosten der Untersuchung auf rund 100 000 Euro belaufen. Eine Summe, zu der der Freistaat nichts beisteuern wolle. „Dies halte ich für ein schlimmes Signal an die Bevölkerung im ländlichen Raum“, hält der Colditzer Stadtchef mit seinem Unmut nicht hinterm Berg. Es bleibe festzustellen, dass die Kommunen die Aufgaben des Freistaates erfüllten. „Die Regierungskoalition hat zwar richtigerweise das Ziel der Reaktivierung der Muldentalbahn in den Koalitionsvertrag geschrieben, Schritte jedoch, diese Ziele auch umzusetzen, unternimmt sie keine“, beklagt Zillmann und sieht den Freistaat bei der Mitgestaltung der auf das Konzept folgenden Schritte stark gefordert, sich zielführend in den Prozess der Reaktivierung einzubringen. „Insbesondere das Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit mit Minister Martin Dulig an seiner Spitze muss Farbe bekennen“, so der Colditzer Bürgermeister. Mit der Reaktivierung der Muldentalbahn könne man eine ganze Region aufwerten und sie an die gute Entwicklung rund um Chemnitz und Leipzig anhängen, wofür es kluger und bürgerorientierter Weitsicht bedürfe
Parallel zu den Bemühungen der Städte, Landkreise und ÖPNV-Zweckverbände ist auch die Deutsche Bahn dabei, ihre stillgelegten Strecken hinsichtlich einer möglichen Reaktivierung zu untersuchen. Auf LVZ-Anfrage teilte die Bahn-Pressestelle mit, dass die Liste der Allianz pro Schiene und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen über 300 Reaktivierungsvorschläge aus Politik und Verbänden enthalten würde. Seit dem vergangenen Jahr werde intensiv an einem Portfolio möglicher Streckenreaktivierungen gearbeitet, welches man als Gesamtplan im nächsten Jahr vorzustellen vorhabe. Derzeit könnten allerdings noch keine konkreten Aussagen zu einzelnen Strecken respektive Reaktivierungsmaßnahmen getroffen werden.
Quelle: Dietze Pressedienst LVZ